Randgebiete: Eine ethnografische und fotografische Erkundung

Im Buch- und Ausstellungsprojekt „Randgebiete“ erkunden der Fotograf Ulrich Kneise und die Ethnologin Juliane Stückrad Kulturlandschaften und Lebenswelten entlang der Grenze zwischen den Bundesländern Thüringen, Bayern, Hessen und Niedersachsen, die einst als deutsch-deutsche Staatengrenze das Land teilte.

Auf ihrer Reise verließen sie mitunter die direkten Grenzräume und fanden Geschichten von Teilung und Verbundenheit auch außerhalb des ehemals abgeschotteten Sperrgebiets, denn die gesicherte Grenze zwischen der Bundesrepublik Deutschland (BRD) und der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) hatte ihren Schatten hüben wie drüben weit auf das Land geworfen.

Um sich in der Weite des „Feldes“ nicht zu verlieren, orientierten sich der Fotograf und die Autorin an Themen aus dem Alltag: Arbeit, Ehrenamt, Politik, Festkultur, Religion, Kunst und Natur. Sie begegneten den Menschen auf unterschiedliche Weise, durch gezielte Ansprache, Empfehlungen und mit Hilfe des Zufalls. Mit ihnen zusammen entwickelten sie die Fotografien und Texte, die Einblicke in den Stand der deutschen Einheit geben wollen.

Fotografisches Reisetagebuch - Ulrich Kneise

06.05.2023 – 6 Filme s/w- Harzrunde -

Der Kirchenbauverein Ellrich lädt zum Tag der offenen Tür. Der Ort galt einmal als „Davos des Ostens“. Dann geriet er durch Konzentrationslager und DDR-Grenzregime ins Abseits. Jetzt beginnt man die 1962 abgetragenen Türme der Marktkirche St. Johannis wieder aufzubauen. Mehr als ein Zeichen! Das Mädchen mit den Mickey-Mouse-Ohren wird es mir nachsehen: Es gibt ein ähnliches Foto der amerikanischen Fotografin Mary Ellen Mark. Die Johanniskirche scheint mir ein guter Ort, seine Heiligen zu ehren, und wenn es mit einem kleinen Plagiat ist!

Ethnologische Erkundung - Juliane Stückrad:

„Wenn etwas unserer Gesellschaft guttun würde“, hatte Landrat Marcel Riethig über die Verrohung in der Kommunikation gesagt, „dann wäre das die Fähigkeit zur Empathie. Die Fähigkeit, sich in den anderen hineinzuversetzen.“ Dazu müssen wir unsere eigenen Grenzziehungen und Grenzüberschreitungen verstehen und hinterfragen. Mit dem Verschwinden des Eisernen Vorhangs verband sich die Vorstellung, dass in einer globalisierten Welt Grenzen immer durchlässiger und bedeutungsloser würden. Doch offensichtlich werden wieder verstärkt Hochsicherheitsmauern und -zäune errichtet. … Sollten wir nicht unsere eigenen deutsch-deutschen Grenzerfahrungen in die Arbeit an einer gerechteren Welt ohne Ausgrenzung und Einengung einbringen? Die einstigen Randgebiete in der Mitte Deutschlands könnten die geeigneten Räume bieten, um miteinander zu dieser Frage ins Gespräch zu kommen und um dringend notwendige Antworten für ein friedliches Miteinander auf dieser Welt zu finden.

Impressionen der Ausstellung

Ausstellungsort

Gedenk- und Bildungsstätte Andreasstraße

Andreasstraße 37a

99084 Erfurt

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